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Dienstag, 26 Februar 2008 21:16

Mit dem Mietauto durch Chile und Argentinien - Teil 1

San Pedro ist ein kleines Dorf im Norden von Chile mit 2500 Einwohnern. Dort machten wir ein paar Tage Halt um aufzutanken und unser Mietauto zu holen. Wir wohnten beim Schweizer Martin, der schon seit 17 Jahren in San Pedro lebt. Es war witzig wieder mal mit einer Drittperson schweizerdeutsch zu sprechen. Bei Martin fuehlten wir uns wohl. Wir hatten sogar unsere eigene kleine Wohnung mit Terrasse. Einmal kochte uns Martin "Zuerigeschnetzeltes mit Roesti". Mmh, war das fein! Zuerst dachten wir ja, wir kommen ins moderne Chile. Aber jeden Tag gab es Stromausfall, und beim Bankautomaten im Dorf musste man Glueck haben, dass man Geld beziehen konnte. Die Infrastruktur hinkt noch etwas hintendrein, aber es hat schon drei Fuenfsternehotels und weitere werden gebaut!

Von San Pedro aus besuchten wir das chilenische Mondtal, die Salzwueste von Chile (Salar de Atacama) und Lagunen auf 4000 Meter.

In Calama, das 100 km entfernt liegt, holten wir unser Mietauto ab. Aber mit unserem Kommen hatte anscheinend niemand wirklich gerechnet. Obwohl wir das Auto gebucht hatten, war es dann gar nicht vorbereitet. Wir bekamen einen Nissan Terrano 4x4. Andere (aber bessere) Kategorie, staubig, nicht vollgetankt und ein Oelwechsel musste auch noch gemacht werden. Wir fragten uns, wie das wohl rauskommt... Gleichzeitig mussten wir die Bewilligung organisieren, damit wir mit dem Auto nach Argentinien durften. Das war natuerlich auch noch nicht vorbereitet. Auf die Bewilligung mussten wir zwei Tage warten, denn es braucht eine notarielle Beglaubigung. Einen weiteren Tag brauchten wir dann noch, um eine Versicherung zu erhalten, damit wir mit einem chilenischen Auto in Argentinien rumfahren durften.

Wir waren froh, als wir endlich alle Papiere beisammen hatten und losfahren konnten. Zuerst mussten wir an den chilenischen Zoll, der sich gleich bei San Pedro befindet. Wohlgemerkt, die Grenze zu Argentinien ist von da noch 160 km entfernt! Zudem muss man aufpassen, dass man den Zoll nicht verpasst. Man muss naemlich extra abzweigen und faehrt nicht automatisch durch... Dann ging es gleich von 2500 Metern auf 5000 Metern ueber den Pass nach Argentinien. Tja, Pfupf schien unser Auto nicht so recht zu haben. Mit 40 km/h "schnoggten" wir den Pass hinauf... Am argentinischen Zoll ging alles reibungslos. Vorbei an einer Salzwueste, riesengrossen Kakteen und schoenen farbigen Huegeln ging es hinunter Richtung Salta. Obwohl alles asphaltiert war, brauchten wir fuer die Fahrt (600 km) laenger als gedacht. Nach 10 Stunden kamen wir in Salta an. Gluecklicherweise fanden wir bald ein Hotel.

In Salta besuchten wir das Museo de Arqueologia, wo die Mumie eines Inka-Maedchens ausgestellt ist. Das war sehr beeindruckend. Denn alles war noch vorhanden: die Kleider, die Haare, die Haut. Es schien, als wuerde das Maedchen nur schlafen, dabei ist es schon seit 500 Jahren tot. Untersuchungen haben ergeben, dass noch alle Organe vorhanden sind und sogar der Mageninhalt konnte noch analysiert werden!

Es ging weiter nach Cafayate. Auf dem Weg dorthin kommt man an schoenen, farbigen Bergen und Sandsteinformationen vorbei. Cafayate ist ein Weinanbaugebiet, wo vor allem ein suesser Weisswein "Torrontes" angebaut wird. Mmh, fein...

Weiter ging es auf der Ruta 40, auf der schon Che Gevarra mit seinem Motorrad fuhr; oder auch "Route 66 von Suedamerika" genannt. Unterwegs besuchten wir die Ruinen von Quilmes, die groesste erhaltene Ruinenanlage von Argentinien. Nach Peru wirkten diese 30 ha wie ein kleines Fleckchen... Danach fuhren wir 100 km, ohne dass uns ein Auto entgegenkam! Irgendwann hoerte ploetzlich die Asphaltstrasse auf und eine Schotterpiste begann. Wir durchquerten kleine Fluesschen, kamen an kleinen Doerfern vorbei... bis irgendwo die Asphaltstrasse wieder anfing. Einmal fuhren wir auf einer Strecke 26 km (!) geradeaus, ohne dass dabei auch nur eine winzige Kurve kam. Wir genossen die Weite Argentiniens...

Die Ruta 40 fuehrte uns schliesslich ueber eine Schotterpiste durch ein schoenes Tal mit roten Felswaenden, Fluesschen und Riesenkakteen. Unser naechstes Ziel fiel leider buchstaeblich ins Wasser. Da es in dieser Region die Tage zuvor heftig geregnet hatte, war es nicht moeglich, das Mondtal Argentiniens zu besuchen. Schade... Dann muessen wir das wohl ein anderes mal nachholen. :-) So machten wir uns, frueher als gedacht, auf den Weg in die Weinstadt Mendoza. In Argentinien gibt es auf den Strassen immer wieder Kontrollen. In dieser Gegend wurden wir einige Male angehalten und gefragt, ob wir Fruechte dabei haben. Zweimal wurde unser Auto (wie alle anderen auch) "desinfiziert": wir mussten durch eine Spruehanlage fahren, wobei das Auto von unten und der Seite mit "irgendwas" besprueht wurde. Wozu das gut sein soll, haben wir nicht erfahren...

In Mendoza gibt es ein gutes Touristeninformationssystem: Ein aelterer Herr auf einem Mofa hielt uns auf, gab uns einen Stadtplan und erklaerte die Sehenswuerdigkeiten. Dann hatte er noch einen Ordner mit Hotelinformationen dabei, die wir anschauen konnten. Wir suchten uns eines heraus, er rief kurz dort an und fuhr dann mit seinem Mofa den Weg voraus. Tiptop. Fuer den naechsten Tag buchten wir gleich eine Degustationstour. Wir machten an vier Orten Halt: Zuerst bei einem Familienbetrieb, dann bei einem Grossbetrieb, beide Winzereien produzieren Rotweine; danach bei einer Olivenoelfabrik und anschliessend noch bei einem Likoerhersteller. Sehr interessant und mmh, feine Tropfen. Unter den Weinerzeugern der Welt liegt Argentinien heute mengenmaessig an fuenfter Stelle! Mendoza selber ist die Stadt der Baeume. Es hat kleine Parks mit Baeumen und Alleen. Und es gibt einen Riesenpark (420 ha), wo man wunderbar spazieren gehen kann. In diesem Park hat es auch einen Zoo, den wir besuchten. Ist leider nicht mit unseren Schweizer-Zoos vergleichbar, die Tiere sind hier nicht so gut gehalten... Dafuer gab es hier in Mendoza zartes Rindfleisch. Mmmh. :-)

Von Mendoza aus gingen wir wieder ueber einen asphaltierten Pass nach Chile. Unterwegs besuchten wir noch die Puente del Inca, eine von Natur geschaffene Steinbruecke. In der Ferne sahen wir den Aconcagua - mit 6'962 Metern der hoechste Berg Amerikas. Die Grenze erreichten wir durch einen Tunnel - einer der wenigen, die es hier in Suedamerika ueberhaupt gibt. An der Grenze klappte alles wieder tiptop. Der Hund schnupperte kurz unser Auto ab; das Gepaeck mussten wir nicht oeffnen. Die Zoellner freuten sich, dass wir aus der Schweiz sind und wollten wissen, woher wir kommen und wohin wir fahren... Das chilenische Weingebiet liegt auf der gleichen Hoehe wie das argentinische. Und so schauten wir als erstes dieses an. Wir merkten gleich, dass die Touren hier in Chile sehr viel teurer sind und man jeweils nur einen Betrieb besuchen kann. Wir beschlossen, auf einem Weingut zu uebernachten, das wir dann auch besuchen konnten. Auch der chilenische Wein schmeckte uns sehr gut.

Am naechsten Tag steuerten wir die Hauptstadt Chiles an: Santiago. Santiago hat 6 Millionen Einwohner. Hier hatten wir ein Hotel im voraus gebucht. Durch die quadratische Strassenfuehrung fanden wir unser Hotel schnell. Wir erkundeten das moderne Zentrum, den Hauptplatz, die Markthalle, das Huegelchen Cerro Santa Lucia mit Treppenaufgaengen, Terrassen und Brunnen und genossen die suedamerikanische Strassenmusik - mit (Pan-)Floeten und Gitarren. Mit der Standseilbahn ging es auf den Aussichtspunkt - den Huegel Cerro San Cristobal. Vor dort hat man einen herrlichen Blick auf die ganze Stadt. Zuoberst ist eine 14 Meter hohe Statue der Jungfrau Maria, die ihre schuetzenden Arme ueber die Stadt ausbreitet. Auf dem Cerro kann man spazieren, es hat ein Schwimmbad und einen Zoo. Und es gibt die Moeglichkeit, mit der Gondelbahn ueber den Huegel zu schaukeln. Diese nutzten wir, und es kam uns vor wie Zuhause - nur der Schnee fehlte. :-)

Unser naechtes Ziel war der Pazifik, wo wir ein paar Tage ausspannen wollten...

 
Hotel Sirmione